Soforthilfe für Solo-Selbständige helfen nur kurzfristig und einem kleinen Kreis

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Der Verein KREATIVE PFALZ hält die Soforthilfen für Solo-Selbständige und Freiberufler für dringend und unerlässlich zum Überleben. Doch das Hilfspaket nützt nicht allen Unternehmern der Kreativwirtschaft.

Ludwigshafen. Seit vergangenem Montag können Einzelunternehmer die staatliche Hilfe in Rheinland-Pfalz beantragen. Das Soforthilfeprogramm sieht das Netzwerk KREATIVE PFALZ kritisch. „Ohne staatliche Hilfen könnten viele Kreativunternehmen nur noch ein, zwei Monate überleben“, sagt Michael Hecker, Vereinsvorsitzender der KREATIVEN PFALZ. „Die Mehrheit unserer Mitglieder, die als Einzelunternehmer oder Kleinstagentur arbeiten, haben die Hilfe bereits beantragt. Sie geraten in den nächsten Monaten in einen Liquiditätsengpass“. Denn aufgrund der Corona-Pandemie hat die Wirtschaft Aufträge – wie beispielsweise für Messestand- oder Webdesign, für Printprodukte oder Werbefilme – zurückgezogen oder ab Ende Februar gar nicht erst vergeben. Zudem kommt, dass Kunden für Dienstleistungen, die vor der Corona-Krise erbracht wurden, nun nicht zahlen können oder wollen.

Laut der rheinland-pfälzischen Landesregierung hilft der Sofortzuschuss jedem Solo-Selbständigen und Freiberufler schnell und unbürokratisch: Wer eine gute Internetverbindung hat, kann das Datenpaket problemlos herunterladen, die Formulare schnell ausfüllen, den letzten Einkommenssteuerbescheid zügig beigefügen. Michael Hecker rät, den Antrag per Post zu versenden, da die E-Mail-Übermittlung keinen gesicherten Zugang beinhaltet.

„Jeder Solo-Selbständige sollte eine Aufstellung des monatlichen Sach- und Finanzaufwands des Unternehmens anfertigen, zum Beispiel für Miete, Strom oder Lizenzen für Programme“, so Hecker. Bei einer Prüfung müssten diese belegt werden. Personalaufwendungen und Ausgaben für den privaten Lebensunterhalt sind dabei nicht mitzurechnen. Eine große Zahl Freiberufler und Solo-Selbständiger fällt damit durch das Raster. Denn: Sie haben keine oder nur geringe Aufwendungen für ihr Unternehmen.

Beispiel: Ein Texter oder Grafiker, der von Zuhause an seinem Computer arbeitet, hat minimale Ansprüche – und ist dennoch gefährdet. Da bleibt nur ein Antrag auf Grundsicherung und das macht dieses Lebens- und Arbeitsmodell zu einem Modell zweiter Klasse. Vorstandsvorsitzender Hecker: „Damit sind nicht mal die Lebenshaltungskosten zu decken. Vor allem bei jungen Kreativen, die gerade gestartet sind, führt diese Regelung sofort in eine prekäre Situation“, sieht er kritisch.

Die Hausbanken seien aus Sicht der KREATIVEN PFALZ wenig an der Kreditvergabe für Beträge von 2.000 oder 5.000 Euro interessiert, um Einzelunternehmer am Leben zu erhalten oder dringend notwendige Investitionen zu finanzieren. Es bleibt den Kleinunternehmern der Kreativ- und Kulturbranche die Möglichkeit, beim Finanzamt die zeitweise Stundung und Reduzierung der Vorsteuer- und die Einkommenssteuervorauszahlung zu beantragen. „Unsere Mitglieder haben damit erste gute Erfahrungen gemacht. Beispielsweise das Finanzamt Neustadt an der Weinstraße
hat eine Anfrage problemlos bis Ende des Jahres bewilligt“, erzählt der KREATIVE-PFALZ-Vertreter. Der Nachteil: „Die Zahlungen summieren sich und am Jahresende muss man vielleicht eine immense Summe nachzahlen. Ob sich Auftragslage und Zahlungseingänge der Kunden bis dahin verbessern, steht in den Sternen“, so Hecker.

Über die KREATIVE PFALZ: Die KREATIVE PFALZ e.V. ist 2013 gegründet worden als ein Netzwerk von Selbständigen, Agenturen und anderen Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Pfalz. In dieser Branche arbeiten rund 35.000 Menschen in Rheinland-Pfalz. Sie erwirtschaften einen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro und bilden damit einen wichtigen Teil der Gesamtwirtschaft.

Die Mitglieder der KREATIVEN PFALZ haben ihre Standorte von Ludwigshafen über Grünstadt bis Kirchheimbolanden. Der Verein organisiert regelmäßig Netzwerktreffen, Unternehmensbesuche sowie Weiterbildungen, unter anderem in den Bereichen Social Media oder Design für Digitalmedien.

Kontakt für Presseanfragen:
KREATIVE PFALZ e.V.
Michael Hecker, Vorstandsvorsitzender
Telefon 06359 2098931 oder 0176 60994326
E-Mail info@kreative-pfalz.de
9. April 2020